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Obwohl das Unternehmen aufgrund extremer Wetterbedingungen nach zwei Versuchen in der Wand schließlich nur 200 Meter unterhalb des Gipfels scheiterte, steht für die Teilnehmer fest: Wir kommen wieder!
Flexibilität und Improvisationsvermögen war ab dem ersten Tag der Reise gefordert. Der ursprüngliche Plan von der Hauptstadt Bishkek mit einem Lastwagen ins Kookshai Too Gebirge zu fahren, musste rasch verworfen werden. Zu früh war der Winter dieses Jahr hereingebrochen.
Und nicht nur das Budget, sondern auch der Zeitplan wurde durch die Wahl der dann einzig möglichen Alternative belastet: 350 Kilometer auf der Strasse zum Ort Naryn zurück zu legen. Hier war es dann der Helikopter, der die Expedition ins Basislager auf 3.850 Meter brachte. Tagelange Materialtransporte über den unwegsamen, sich 15 Kilometer erstreckenden, Kamovara Gletscher zehrten an den Kräften, ehe das Team schließlich auf 4.600 Metern Höhe das vorgeschobene Basislager errichten konnte; nur 30 Gehminuten vom Wandfuß der Süd-Ost-Wand des Mount Kyzyl Asker entfernt.
Bei herrlichstem Wetter nötigte eine hartnäckige Erkältung Ines Papert und Wolfgang Russegger zu einer mehrtägigen Zwangspause. Als die beiden wieder gesund waren, verschlechterte sich dann das Wetter zunehmend. Nach einem ersten Versuch in der Wand und einem schier endlosen Biwak zwangen sie heftiger Schneefall, starker Wind und rasch sinkende Temperaturen zum Rückzug.
Was folgte war ein mehr als 10-tägiges Wartemartyrium in ABC und Basislager. Schließlich verbreitete Charly Gabl vom Wetteramt Innsbruck Hoffnung. Sein angekündigtes kurzes Schönwetterfenster ließ Motivation und Vorfreude im gesamten Team steigen. Jetzt oder nie, trotz zwei Meter Neuschnee am Wandfuß. Bestens akklimatisiert, doch mittlerweile gewaltig unter Zeitdruck kämpften sich Ines Papert, Thomas Senf und Wolfgang Russegger am 19. Okt. in einer 17-stündigen Kletterei auf eine Höhe von 5.668 Metern.
Die anspruchsvolle Eis- und Mixedkletterei forderte die drei Alpinisten enorm heraus, dennoch konnten sie über 1000 Höhenmeter an diesem Tag bewältigen. In einer Steilwand, nur 200 Meter unterhalb des Gipfels, verbrachten sie das bisher härteste Biwak ihres Lebens, denn die angekündigte Schlechtwetterfront war einen Tag zu früh gekommen.
Dichter Schneefall, heftiger Wind mit Temperaturen um die -30°C, abgehende Lawinen und ein Kocher, der endgültig seinen Geist aufgegeben hatte – eine ernüchternde Situation, die das Team einstimmig den Abbruch der Expedition entscheiden ließ.
Die Enttäuschung über das Scheitern am Berg war zwar groß, aber die Faszination, die von dieser Region, dem Berg und der gefundenen Linie ausgeht überwiegt bei weitem. 2011 wird es, reich an gesammelter Erfahrung, ein Wiedersehen mit dem Mount Kyzyl Asker geben.
Fakten
Das ist unser höchster Punkt in 2010 an der Kyzyl Asker Südostwand.